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Familienpolitisches Abendgebet 2009 des Familienbunds der Katholiken im Bistum Würzburg

Beginn: Tr: 790 Da berühren sich Himmel und Erde

Im Namen des Vater …

Begrüßung – Einführung:

„Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit“. Dieses Wort aus dem Psalm 122 steht über unserem familienpolitischen Abendgebet. Wir wollen die Anliegen der Familien in unserer Gesellschaft betend und bittend vor Gott tragen.

In diesem Jahr 2009, das politisch geprägt ist durch zahlreiche Wahlen, etwa die Europa-Wahlen und die Wahlen zum Deutschen Bundestag, geht es in besonderer Weise um Familienpolitik, um eine zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft, in der familiäre Beziehungen glücken und Kinder eine lebensförderliche Umgebung für ein gedeihliches Aufwachsen vorfinden.

Wir wollen besonders die Familien einladen, sich zu beteiligen:

sowohl im gesellschaftlichen und politischen Tun, als auch im gemeinsamen Gebet. Denn wir wissen, dass beides zusammengehört: politisches Eintreten für Familien und Gebet – Kampf und Kontemplation.

In einigen Momenten der Stelle wollen wir uns nun sammeln für die Begegnung mit Gott.

Kyrie: GL 495, 6

V Herr Jesus, du bist unser Friede: A Kyrie eleison.

V Du führst zusammen, was getrennt ist: A Kyrie eleison.

V Du bringst uns die Vergebung des Vaters: A Christe eleison.

V Du birgst uns in Gottes Treue: A Christe eleison.

V Herr Jesus, du rufst uns, dir zu folgen: A Kyrie eleison.

V Mach auch uns zu Kindern des Friedens: A Kyrie eleison.

Besinnung:

Welche Gegensätze es in der Sicht der Familie gibt und welcher Wandel sich vollzogen hat, sollen exemplarisch zwei Texte deutlich machen.

Sprecher 1:

In der Einleitung zum 2. Familienbericht der Bundesregierung (1975), S. 71 kann man folgende bezeichnenden Aussagen finden:

„Die Familie tradiert und stabilisiert das bestehende System sozialer Ungleichheit. Dieser Zusammenhang lässt sich nur in dem Maße durchbrechen, in dem der Sozialisierungseinfluss der Familie zurückgedrängt wird ... Der (Ungleichheits-) Effekt (der Familie) lässt sich gewiss noch weiter zurückdrängen, zum Beispiel dadurch, dass mit dem Ausbau von Ganztagsschulen der Elterneinfluss auf die so genannten Schularbeiten gemindert wird.“... „Ein radikales Gleichheitsprogramm müsste freilich davon ausgehen, dass nur die vollständige Preisgabe der Familie ... die Chance schaffen würde, ... den Kindern gleiche Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten.“

Sprecher 2:

Ganz anders das Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland (1997), Ziff. 192, „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“:

„In der Familie erfahren Menschen Erfüllung, geschieht die personale Entfaltung von Kindern, werden soziale Verantwortung und Solidarität eingeübt, Erfahrungen und Traditionen weitergegeben. ... Die Familie ist wegen ihrer Bedeutung für die Gesellschaft besonders schutzbedürftig. Sie steht mit der Ehe mit Recht ´unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung´ (Art. 6 Abs. 1 GG). Der Auftrag, Ehe und Familie in besonderer Weise zu schützen und zu fördern, richtet sich über Staat und Rechtsordnung hinaus an die gesamte Gesellschaft.“

Gebet:

Gott, Du bist ein Freund des Lebens, des Friedens und der Geborgenheit.

Wir denken besonders an die Mütter und Väter, die es schwer haben.

Manche stehen durch eine unerwartete Schwangerschaft vor Problemen:

Ihre Lebenspläne sind durchkreuzt,

ihre Partnerschaft trägt nicht,

gesundheitliche oder finanzielle Sorgen treiben sie um.

Manche Eltern stecken in Schwierigkeiten:

Sie bangen um ihren Arbeitsplatz,

haben Geldnöte oder Schulden,

ihr Kind ist behindert,

die Erziehung der Kinder überfordert sie,

sie sind allein erziehend und an der Grenze ihrer Kräfte angekommen.

Sie warten auf Verständnis und Unterstützung, die sie nicht bloßstellt.

Herr, sei Du ihnen nahe.

Und leite uns mit Deinem lebendigen Geist:

Mache uns wachsam und feinfühlig,

dass wir erkennen, wo Hilfe nötig ist,

und tätig werden, wo wir können.

Gib Du uns zur rechten Zeit

das rechte Wort und die helfende Hand -

damit Leben bei uns gute Chancen hat. Amen.

(nach einer Vorlage der Aktion Pro Vita, Diözese Augsburg)

Lied: Keinen Tag soll es geben

Schriftlesung (Eph 4, 1-6)

Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus

Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr,ein Glaube,eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.

Predigt von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand beim familienpolitischen Abendgebet am 18. März 2009 in der Marienkapelle Würzburg

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Familie - ein Auslaufmodell? So überschrieb erst kürzlich wieder eine Tageszeitung ihren Leitartikel. Aber Vorsicht: Wenn man Umfragen glauben darf gibt es trotz des Ansteigens der Scheidungszahlen und der Gefährdung der Ehe durch das Propagieren so genannter alternativer Lebensformen so etwas wie eine Ursehnsucht nach gelungenen Beziehungen und intakten familiären Verhältnissen. Dazu braucht es jedoch Lebensräume in der Gesellschaft, die nicht mehr selbstverständlich zur Verfügung stehen - die Familie ist gewissermaßen auf Herbergssuche. Wo ist der Platz der Familie in den veränderten Lebensverhältnissen am Beginn des 21. Jahrhunderts in unserer Gesellschaft?

1. Familie braucht Freiräume

Unsere Gesellschaft versteht sich von ihrem Anspruch her als Lebensraum für unterschiedlichste Menschen und doch wird, so scheint es, der Freiraum für die Familie immer enger. Das beginnt bei den Wohnungsverhältnissen und setzt sich in einer Reihe weiterer Umstände fort, die unseren Familien hart zusetzen können: Etwa wirtschaftliche und soziale Belastungen in Form von höheren Ausgaben für die Versorgung und Ausbildung der Kinder; niedrigeres Einkommen bei hohen Lebenshaltungskosten, eingeschränkte Möglichkeiten bei der Vermögensbildung, Probleme der Alterssicherung und anderes mehr. Doch es sind nicht nur äußere Gegebenheiten, die heute das Leben für Familien schwieriger machen. Es gibt auch im Innenleben unserer Gesellschaft familienfeindliche Tendenzen. Ich nenne nur eine davon: Unsere Gesellschaft erwartet und belohnt insbesondere im Bereich der Wirtschaft Mobilität, Durchsetzungsvermögen sowie Konsum- und Erlebnisorientierung. Ehe und Familie bauen auf anderen Grundlagen auf: Ihre Prinzipien sind Entschiedenheit für den Partner und für die Kinder, Verlässlichkeit, Solidarität und Rücksichtnahme. In der Familie ist es notwendig, zu Gunsten der Entwicklungsmöglichkeit der anderen eigene Wünsche zurückstellen zu können, Besitz zu teilen und solidarisch zu denken und zu handeln. Diese tragenden Grundhaltungen, die Ehe und Familie absichern, brauchen einen Rückhalt durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Zum Beispiel bleibt das immer wieder neu geforderte „Bündnis für Arbeit“ eine halbe Sache, wenn es nicht eingebunden und weitergeführt wird durch ein „Bündnis für die Familie“. Die Kirche sieht es auch als ihre Aufgabe an, auf die Verbesserung solcher Rahmenbedingungen hinzuwirken. Familie braucht Freiräume!

2. Familie braucht Wertschätzung

Wenn über den Standortbedingungen für die Wirtschaft das Problem der Lebensbedingungen für die Familie in Vergessenheit gerät, wird eine Gesellschaft sehr leicht unmenschlich. Umgekehrt kommen Werte wie Solidarität und Sensibilität, die für ein gelungenes Familienleben unverzichtbar sind, der gesamten Gesellschaft zugute, wenn in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien ihr Stellenwert steigt. In all diesen Bereichen gibt es Wechselwirkungen, die oft übersehen werden. Hinzu kommt, dass der in unserem Grundgesetz betonte Rang von Ehe und Familie gewahrt werden muss: Es ist nicht hinnehmbar, dass einerseits ihr Schutz in der Verfassung festgeschrieben ist und dass andererseits politische Kräfte den grundlegenden Zusammenhang von Ehe und Familie durch den Versuch relativieren, andere Lebensformen gleichzustellen. Es geht nicht an, wenn in manchen Medien die Ehe als eine von der modernen Entwicklung überholte Lebensform dargestellt wird, während alternative Partnerschaftsmodelle als Zeichen eines aufgeklärten Lebensstils gelten, der dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Freiheit entgegenkommt. Wer so argumentiert, verkennt, dass wirkliche Freiheit und Bereitschaft zu dauerhafter Bindung an andere keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig bedingen. Eine Gesellschaft, die Ehe und Familie nicht mehr als ihre tragenden geistigen Voraussetzungen sieht, betreibt im letzten eine Art Selbstzerstörung. Denn Ehe und Familie sind trotz aller inneren und äußeren Gefährdungen die Lebensformen, die dem menschlichen Grundbedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Halt mehr als alle anderen Beziehungsformen entsprechen. Schließlich entspricht die Ehe auch dem Schöpferwillen Gottes: „Gott schuf den Menschen als sein Abbild. Als Mann und Frau schuf er ihn, heißt es in der Bibel (Gen 1,27). Ehe und Familie brauchen Wertschätzung!

3. Familie braucht Glaubenshilfe

Der christliche Einsatz für die zentrale Bedeutung von Ehe und Familie in unserer Gesellschaft wird aber nur dann glaubwürdig, wenn wir in unseren Pfarreien, Verbänden und kirchlichen Gemeinschaften diesem Anliegen genügend Raum geben. In dieses Bemühen müssen alle familiären Lebenssituationen, also auch die zerbrochenen Bindungen, einbezogen sein. Zu Recht und mit Nachdruck haben die deutschen Bischöfe schon vor Jahren betont (Ehe und Familie in guter Gesellschaft; 17.01.1999):

„Gerade in Situationen des Scheiterns, des Abschiednehmens, des Sterbens und der Trauer muss die Kirche als heilende und helfende Gemeinschaft erfahrbar sein, die so die Nähe Gottes glaubwürdig bezeugt. In einer Seelsorge für Ehe und Familie, die um die Verletzlichkeit menschlicher Beziehungen, um Verhängnis, Schuld und Tod weiß, wird Gemeinde auch zum Lebensraum, wo Getrennte, Verwitwete und Geschiedene Hilfe finden, um das Ende ihrer Beziehung als Teil der eigenen Lebensgeschichte annehmen zu können und die Trauer über durchkreuzte Lebenspläne aus der Kraft des Glaubens zu bewältigen. Sie bezeugen so die Menschenfreundlichkeit Gottes, der den Kreislauf von Scheitern, Schuld, Versagen und Tod aufbricht und zu neuen Lebensmöglichkeiten aufweckt.“ Gerade angesichts gescheiterter Beziehungen geht es also nicht um Ausgrenzung, sondern um bleibende Zuwendung aus dem Glauben heraus. Ehe und Familie brauchen in guten wie in schweren Zeiten solche Glaubenshilfen!

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Wenn wir heute als katholische Christen ein familienpolitisches Abendgebet halten, dann geschieht dies nicht, weil wir eine christliche Sonderwelt neben der Gesellschaft aufbauen wollen. Es geht darum zu zeigen, dass durch ein aus dem Glauben heraus gestaltetes Leben in Ehe und Familie die ganze Gesellschaft bereichert wird. Es liegt an uns allen, diese Überzeugung aktiv und mutig zu vertreten. Amen.

Lied: Tr. 813 komm, bau ein Haus

Fürbitten:

Guter Gott, unser aller Vater. Du hast uns Deinen Sohn als unseren Bruder geschenkt.

Zu dir kommen wir mit unseren Bitten und Anliegen:

•Wir bitten für die Kinder und Jugendlichen: Dass sie immer wieder erfahren, dass sie erwünscht sind und gebraucht werden. Gib ihnen Menschen als Begleiter auf ihrem Lebensweg, die ihnen Mut und Vertrauen vermitteln.

•Wir bitten für die Elternpaare und die allein erziehenden Mütter und Väter. Schenke ihnen für ihre Verantwortung in der Erziehung immer wieder Erfahrungen des Glücks und der Freude, die sie stark machen.

•Wir bitten für alle Familien, besonders diejenigen, die unter schwierigen Lebensbedingungen leiden: Dass sie Menschen finden, die zu ihnen halten und für ihre Belange und Rechte eintreten.

•Wir bitten für die älteren Menschen: Dass sie immer wieder erleben, dass ihre Lebenserfahrung geschätzt wird und dass sie sich an ihren Kindern und Kindeskindern freuen können.

•Wir bitten für die Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik und Kirche: Lass sie erkennen, dass das Bekenntnis zum Stellenwert der Familien nicht nur ein Lippenbekenntnis sein darf, sondern den ganzen Einsatz in der Praxis erfordert.

•Wir bitten für uns: Schenke uns immer wieder fantasievolle Ideen, wie wir in unserer Umgebung für die Belange von Kindern, Jugendlichen und Familien werben und Sympathien für diese Anliegen gewinnen können.

Gott, unser Vater, in Deinem Sohn Jesus Christus hast Du uns gezeigt, wie sehr Du uns nahe bist. Wir vertrauen auf Dich, dass Du mit uns durchs Leben gehst. Amen.

Vater unser

Lied: Tr. 538 Groß sein lässt meine Seele den Herrn

Friedensgruß

Segensgebet

Gott segne uns, der uns Vater sein will und der uns tröstet, wie nur eine Mutter tröstet, der uns Kinder anvertraute, aus deren Mund Gottes Lob zu hören ist für die, die ein Ohr haben, es zu vernehmen.

Gott segne uns.

Das Vertrauen unserer Kinder begleite uns, die ihre Hand in unsere Hand legen, um sichere Schritte zu tun, die ihre Augen auf unseren Mund richten, um verlässliche Worte zu hören.

Gott segne uns,

wenn wir Ja sagen wollen und Nein sagen müssen, um Gefahren abzuwenden.

Sein Segen verlasse uns nicht, wenn wir Nein sagen wollen und doch Ja sagen um des lieben Friedens willen.

Gott segne uns, wenn die Fragen der Kinder uns bedrängen und wir keine Antworten bereit haben. Und wenn uns schnelle Antworten zur Hand sind auf Fragen, die sie nicht stellten, dann möge Gottes Segen uns raten.

So segne und behüte uns, unsere Familien und alle Menschen Gott-Vater, Gott-Sohn, und Heiliger Geist. Amen.

Lied: Tr. 334 Möge die Straße …

(Familienpolitisches Abendgebet des Familienbunds der Katholiken im Bistum Würzburg am 18. März 2009 in der Marienkapelle Würzburg)