So kann und wird es in Zukunft sicher öfter vorkommen, dass ungetaufte Menschen an einer Wallfahrt teilnehmen wollen. Vielleicht sind sie auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens und erhoffen sich vom Pilgern Orientierung und Hilfe. Vielleicht gefällt ihnen einfach die Gemeinschaft und die Art und Weise, langsam zu Fuß unterwegs zu sein. Vielleicht aber empfinden sie die Wallfahrt sogar als Chance, das Christentum zu „beschnuppern“ und bei Gefallen in dauerhaften Kontakt zu treten. Grundsätzlich sollte eine Wallfahrtsgruppe also froh und dankbar sein, wenn eine ungetaufte Person teilnehmen möchte. Man sollte alles tun, um ihr ein äußeres und inneres Mitmachen zu ermöglichen.
Natürlich führt das zu gewissen Herausforderungen. Keinesfalls sollte sich die Pilgergruppe aus dem Konzept bringen lassen. Sie hat ein Programm, das sollte sie „durchziehen“. Aber im Vorfeld muss intensiver als sonst geklärt werden, ob sich der ungetaufte Teilnehmer darauf einlassen kann und will. Sollte er sich nur begrenzt einlassen können, wird man schauen, ob man ihn von bestimmten Teilen des spirituellen Programms freistellt. Wenn das vorab klar und deutlich vereinbart ist, kann es durchaus gut gehen. Was allerdings nicht passieren darf, ist, dass sich der oder die Ungetaufte nach Lust und Laune aus- und einklinkt. Die Wallfahrt ist kein optionales Wahlprogramm, sondern fordert eine hohe Verbindlichkeit aller gegenüber der Gemeinschaft – sonst bricht diese auseinander.
Eine weitere Überlegung betrifft die Frage, wer den Ungetauften wie in die Bedeutung einzelner Elemente des geistlichen Programms einführen kann. Wie bei der Taufe könnte man ihm einen Paten oder eine Patin zur Seite stellen, die ihm unterwegs Rede und Antwort steht und sich um ihn kümmert. Das müsste eine erfahrene Pilgerin oder ein erfahrener Pilger sein, jemand, der die nötige innere Freiheit und den Weitblick hat, sich um die Fragen und Schwierigkeiten eines Neulings zu kümmern – das könnte übrigens manchmal auch getauften Wallfahrts-Neulingen gut tun!
Im Falle des Mitgehens Ungetaufter braucht es mehr gegenseitige Rücksichtnahme und mehr Einfühlungsvermögen als in einer Gruppe von „Hardcore-Gläubigen“. Und auch das gehört dazu: Zu respektieren, dass bestimmte Vollzüge für den Ungetauften tabu sind, nämlich die Sakramente. An den Eucharistiefeiern oder auch an der sakramentalen Beichte kann er nicht teilnehmen. Das ist nur Getauften möglich. Doch muss das nicht unbedingt schmerzen. Es kann ja – gerade in dieser Konstellation – ein Ansporn sein, dass sich der Ungetaufte weiter der Kirche annähert – und womöglich bis zur nächsten Wallfahrt bereits Christ im Vollsinn des Wortes ist.