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Völkerverständigung und Hilfe

Franziskaner Johannes Bahlmann berichtet im Bistum Würzburg über Sozialprojekte in Brasilien – Adveniat-Aktion 2008 unterstützt Großstadtpastoral in Lateinamerika

Würzburg (POW) „Wenn es darum geht, den Menschen zu helfen, dann spielt die Glaubensgemeinschaft keine Rolle mehr. Man trifft sich in der Liebe zum Menschen“, sagt Franziskaner Johannes Bahlmann. Er leitet als Oberer der Ordensgemeinschaften der Franziskaner in Rio de Janeiro und São Paulo deren ordenseigenen Sozialwerke. Derzeit ist er im Bistum Würzburg zu Gast und stellt seine Arbeit in Brasilien vor. Die diesjährige Adveniat-Aktion steht unter dem Motto „Gott wohnt in ihrer Mitte“. In ihrem Fokus steht die Pastoral in den Großstädten Lateinamerikas.

Nach Berechnungen der Vereinten Nationen lebt in diesem Jahr mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten. In Brasilien ist dies nach Auskunft Bahlmanns bereits der Fall: Nur noch 30 Prozent der Bevölkerung sind dort auf dem Land zu Hause. Diese veränderten Lebensbedingungen stellen auch die Sozialprojekte vor neue Aufgaben. Bahlmann, der seit mittlerweile 25 Jahren in Brasilien lebt, und seine Mitbrüder widmen sich in der 20-Millionen-Metropole São Paulo der Betreuung von Obdachlosen, der Hilfe für Aids-Kranke sowie dem Kampf gegen die Benachteiligung und für Bildungsmöglichkeiten der Afro-Brasilianer. So wurde vor Ort unter anderem ein Programm entwickelt, das Obdachlose zu Papiersammlern ausbildet. Die Menschen werden so nicht nur wieder in Lohn und Brot gebracht und erhalten damit auch die Möglichkeit, sich eine eigene Wohnung zu leisten. Vielmehr können sie mit Hilfe des Programms auch soziale Beziehungen aufbauen, ihre Bürgerrechte kennen lernen und Fortbildungskurse besuchen.

„Die Leute bekommen nicht nur eine Angel in die Hand, damit sie fischen können. Damit allein ist es nicht getan“, sagt Bahlmann. „Die Menschen sollen ihre eigene Geschichte, ihr eigenes Leben in die Hand nehmen. Wir wollen ihre Motivation dafür fördern.“ Auch wenn die Not der Menschen trotz des Einsatzes der Franziskaner vor Ort noch immer bestehe, blickt Bahlmann gerne auf viele Einzelschicksale zurück, bei denen seine Arbeit in Brasilien Früchte getragen hat. So habe die geleistete Hilfe „immer ein Nachspiel“: Sobald ein Familienvater einen Job gefunden habe, könne er meist für seine gesamte Familie sorgen. Die Hilfe habe also auch positive Effekte für andere Menschen.

Für die Zukunft wünscht sich Bahlmann eine noch höhere Qualität der eigenen Arbeit: „Man kann Strukturen relativ schnell aufbauen. Wir müssen weiterhin professionell arbeiten, politisch noch aktiver werden, und vielleicht gibt es in zehn Jahren ja noch mehr Programme zur Wiedereingliederung.“ Dafür will er die kirchlichen Strukturen vor Ort nutzen und gleichzeitig staatliche Ansprechpartner vor Ort für die bestehenden Probleme sensibilisieren. Die Unterstützung seiner Arbeit aus Deutschland ist für ihn dabei mehr als nur die Überweisung von Spendengeldern: „Das ist auch immer ein Stück Völkerverständigung, ein Austausch für den Frieden. Wir entwickeln ein besseres Verständnis füreinander.“ Außerdem könne die Kirche in Deutschland auch durchaus von Lateinamerika lernen. Trotz aller laufenden Umstrukturierungsprozesse dürfe sie „die Seelsorge nicht aus dem Blick verlieren. Die katholische Kirche muss offen sein. Alle Gruppierungen müssen vertreten sein.“

Die Adveniat-Kollekte 2007 erbrachte im Bistum Würzburg insgesamt 1.523.918,64 Euro. Davon entfielen mehr als 1,3 Millionen Euro auf die Weihnachtskollekte und rund 212.000 Euro auf Einzelspenden.

Johannes Bahlmann wurde 1960 im oldenburgischen Visbek geboren. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt und Agraringenieur ging er 1983 nach São Paulo, wo er zunächst mit Drogenabhängigen arbeitete. Bahlmann legte sein Noviziat ab, studierte Philosophie und Theologie und wurde zum Oberen der Ordensgemeinschaften in Rio de Janeiro und São Paulo ernannt. 2001 wurde ihm die Organisation der ordenseigenen Sozialwerke übertragen. Mit SEFRAS, dem Solidaritätswerk der Franziskaner, setzt sich Bahlmann für Obdachlose, Müllsammler, mittellose Familien, vernachlässigte Kinder sowie Aids- und Leprakranke ein.

(5008/1521; E-Mail voraus)

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